Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum | Kornmarkt 1 | 90402 Nürnberg

Geschichte der Galerie Heinemann

Gründung und Bedeutung
Die Galerie Heinemann wurde 1872 von David Heinemann (1819-1902) gegründet und zählte bis zu ihrer 1938 erfolgten „Arisierung“ zu den bedeutendsten Kunsthandlungen Deutschlands. Der Münchner Hauptsitz befand sich ursprünglich am Promenadeplatz, später wurde er in die Prinzregentenstraße, ab 1904 an den Lenbachplatz 5/6 verlegt. Die international agierende Galerie besaß mehrere Dependancen, unter anderem in Frankfurt am Main, Nizza und New York. Sie war spezialisiert auf deutsche Kunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, widmete sich aber auch englischer, französischer und spanischer Kunst. Insgesamt veranstaltete sie zwischen 1880 und 1935 etwa 300 Einzel- und thematische Gruppenausstellungen.

Die Blütezeit der Galerie – 1890 bis 1938
1890 übernahmen die Söhne des Kunsthändlers David Heinemann die Galerie. Hermann (1857-1920) und Theobald (1860-1929) leiteten die Münchner Geschäfte, der älteste Bruder Theodor (1855-1933) stand bis 1914 der New Yorker Dependance vor. Nach dem Tod Theobalds 1929 führte seine Witwe Franziska (Fanny oder Mimi) Heinemann (1882-1940), gemeinsam mit ihrem Sohn Fritz (1905-1983) die Galerie. Bereits im Januar 1938 war Fritz Heinemann aus dem elterlichen Kunsthandel ausgeschieden. Im Mai 1938 emigrierte er in die Schweiz. Seine Mutter Franzsika reiste im Februar 1939 in die USA aus, wo sie im November 1940 verstarb.

Unter der Leitung von Friedrich Heinrich Zinckgraf ab 1938
Anfang 1938 übernahm Friedrich Heinrich Zinckgraf (1878-1954), ein leitender Mitarbeiter der Galerie, den Anteil Fritz Heinemanns. Nach dem Pogrom am 9./10. November 1938 wurde auch der Anteil von Franziska Heinemann durch Zinckgraf „arisiert“. Die Arisierungsverhandlungen zogen sich jedoch bei der Industrie- und Handelskammer München noch ein gutes Jahr hin, da man ihm aufgrund seines engen Kontaktes zur Familie Heinemann eine „Scheinarisierung“ vorwarf. Zur Finanzierung hatte Zinckgraf einen Kredit von Reichsminister Hjalmar Schacht erhalten.

So war er erst Ende 1939 zum alleinigen Inhaber der Galerie mit allen Unterlagen geworden. Der Wert des Geschäfts wurde mit 220.000.- Reichsmark, der Wert des Warenlagers mit 200.000.- Reichsmark veranschlagt. Zinckgraf benannte die Galerie Heinemann im Mai 1941 in Galerie Zinckgraf um und führte sie auch nach dem Krieg unverändert am Lenbachplatz weiter (eine erneute Lizenz hatte er im September 1946 erhalten). Auch das Nummernsystem der Galerie Heinemann hatte er beibehalten.

Verbleib der Galerieunterlagen nach Kriegsende
Fritz Heinemann kehrte im Juni 1946 nach München zurück. Die Unterlagen der Galerie Heinemann erhielt er wahrscheinlich erst nach dem Tod Zinckgrafs 1954 zurück. Unter dem Namen seiner Frau Christel war er von 1955 bis 1957 wieder als Kunsthändler tätig.

1972 übergab er die Geschäftsbücher und Karteien dem Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (damals Archiv für Bildende Kunst). Ein Teil der Fotografien und die Kataloge der Galerie Heinemann gelangten gleichzeitig in den Bestand des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München.


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